Gan-Erdene Tsend verbindet in seinem Werk in einzigartiger Weise seine mongolischen Wurzen mit der europäischen Kultur. So ist die Weite der Landschaft ebenso präsent wie die architektonische Anmutung der westlichen Welt. Charakteristisch für Tsends Arbeiten ist die Darstellung seiner Figuren vor Spiegelungen, in denen Weggefährten auftauchen. Der Betrachter schaut auf irreale Situationen und wird mit der Frage konfrontiert, was wirklich, was vergangen, was geträumt ist.
Eine junge Frau wird in Rückenansicht auf der Brooklyn-Bridge gezeigt. Der Blick des Betrachters wird durch die Brücke und ihre seitliche Begrenzung magisch ins Bildinnere gezogen; auf dem Boden der Brücke spiegelt sich nicht nur die Silhouette der jungen Frau, sondern auch die einer zweiten, männlichen Figur mit einem Rucksack auf dem Rücken.
Diese Spiegelung löst beim Betrachten unmittelbar Irritation und Staunen aus, denn hier beginnt der Künstler eine Geschichte zu erzählen, die jenseits der optisch erfahrbaren Wirklichkeit liegt.
Der Künstler konstruiert einen zweiten Bildraum, der als Ort der Erinnerung oder der Projektion gedeutet werden kann: Reflektiert das Spiegelbild, das ein Paar zeigt, einen Blick zurück in die Vergangenheit? Welche Verbindung besteht zwischen den beiden?
Oder ist es der Wunsch, die Zukunft, die hier in Ansätzen aufscheint und sich manifestiert?
Gan-Erdene Tsend wurde 1979 in der Mongolei geboren. Er studierte Kunst an den Akademien Ulaanbaatar und Münster. Seit 2018 unterrichtet er Malerei an der Akademie für Malerei in Berlin. Er hat an zahlreichen Gruppenausstellungen im In- und Ausland teilgenommen und kann auf viele Einzelausstellungen zurückblicken. Zudem hat er mehrere Preise und Stipendien erhalten.