Gan-Erdene Tsend verbindet in seinem Werk in einzigartiger Weise seine mongolischen Wurzen mit der europäischen Kultur. So ist die Weite der Landschaft ebenso präsent wie die architektonische Anmutung der westlichen Welt. Charakteristisch für Tsends Arbeiten ist die Darstellung seiner Figuren vor Spiegelungen, in denen Weggefährten auftauchen. Der Betrachter schaut auf irreale Situationen und wird mit der Frage konfrontiert, was wirklich, was vergangen, was geträumt ist.
Der neuste Kunstdruck des aus der Mongolei stammenden Künstlers Gan-Erdene Tsend resultiert unmittelbar aus den Erlebnissen Anfang des Jahres 2020.
Die Pandemie reduziert die persönlichen Kontakte zu den uns am Herzen liegenden Menschen, wofür der Künstler das treffende Motiv eines kleines Mädchens mit Blick durch eine Scheibe auf eine ältere Frau findet. Das Mädchen trägt eine Maske und schaut durch die große gläserne Wand eines Gebäudes hindurch, wo (möglicherweise) seine Großmutter sitzt. Diese wird überdimensional groß dargestellt, mit einem gedankenverlorenen Blick und dem Gestus der Hand am Kinn.
Bemerkenswert an diesem neuen Druck ist das Vermögen von Gan-Erdene Tsend, aktuelle Entwicklungen mit seinen künstlerischen Strategien aufzugreifen und zu einem emotionalen Bild zu verschmelzen. Das Thema des Abgetrenntseins, der Distanz vermittelt sich hier direkt und dabei tief empfunden.
Gan-Erdene Tsend wurde 1979 in der Mongolei geboren. Er studierte Kunst an den Akademien Ulaanbaatar und Münster. Seit 2018 unterrichtet er Malerei an der Akademie für Malerei in Berlin. Er hat an zahlreichen Gruppenausstellungen im In- und Ausland teilgenommen und kann auf viele Einzelausstellungen zurückblicken. Zudem hat er mehrere Preise und Stipendien erhalten.